Besuch im Regatta Museum Grünau 2016

BESUCH   IM  WASSERSPORTMUSEUM  GRÜNAU  2016

 

Am 27. Mai 2016 besuchten die „Freunde historischer Faltboote“ das Berliner Wassersportmuseum im Stadtteil Grünau. Schon der Ort ist historisch, denn auf diesem Abschnitt der Dahme starteten ab 1880 die Berliner Ruderregatten, die bis zum Ersten Weltkrieg ein Publikumsmagnet waren und ab 1894 sogar regelmäßig Kaiser Wilhelm II. als Gast sahen. 1936 fanden an gleicher Stelle die olympischen Wettkämpfe im Rudern und Faltbootfahren statt. Heute dient die Strecke den Landes- und Bundesmeisterschaften der Ruderer, Kanufahrer, Drachenbootler und Motorbootsportler.

 

Die Besucher

 

Das Berliner Wassersportmuseum (Foto: G. Näser)

Die Räume in der großen Tribüne beherbergen das Museum. Sein Gründer, Werner Philipp, sammelte schon als Lehrer, der Schüler zum Rudern brachte, Objekte aus der Geschichte des Berliner Wassersports und der etwa 30 Rudervereine, die sich im Laufe der Jahre hier auf engstem Raum angesiedelt hatten, dazu auch der Paddel- und Segelvereine, die zusammen noch einmal so viel zählten: an der „Kaiserstraße des Wassersports“ stand auf 5 km Uferstrecke ein Bootshaus am anderen!

 

Heute ist Werner Philipp der ehrenamtliche Leiter des Museums und führte uns durch die Sammlung, die er gemeinsam mit vielen Helfern in vier Jahrzehnten aufgebaut hat. Viel Raum ist den Booten gewidmet, die Ruderer, Segler und Paddler entwarfen und fuhren. Uns interessierte vor allem der Klepper-Zweier, in dem die Berliner Mannschaft von Willi Horn und Erich Hanisch am 7. August 1936 in einem dramatischen Zweikampf „nur“ die Silbermedaille im 10.000-Meter-Rennen errang.

Führung durch den Museumsgründer Werner Phillipp (Foto: G. Näser)

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in den Erinnerungsstücken, die alte Vereinssportler an das Museum gaben: Medaillen, Urkunden, Bilder und Schriftstücke, die ihnen einmal wichtig waren und die es heute ermöglichen, die Geschichte mancher Wassersportvereine aufzuhellen und zu bewahren. Als Mosaik der Zeitgeschichte zeugen die Erinnerungen von der Freizeitgestaltung unserer Vorväter.

So reiste man um 1920 (Photo: G. Näser)

Der dritte Schwerpunkt ist der kleinste: Die Sammlung historischer Zelte, Schlafausstattung und Kochgeschirr unserer Großväter. Davon ist am wenigsten erhalten, weil man die Ausrüstung nutzte, bis sie entzweiging – es war „Gebrauchsware“! Aber gerade sie zeigt, wie Wassersportler früherer Zeiten auf Tour gingen: nach heutigen Maßstäben spartanisch, hart liegend und frierend. Und doch kamen sie alle begeistert zurück und fuhren wieder hinaus, und manch leidenschaftlicher Fahrtbericht entstammt nicht heutigen Tagen, sondern den vergilbten Blättern jener Zeit.

 

In der Nachkriegsnot baute man sich, wie beim unteren Boot zu sehen, Bootshäute aus Pappmaché (Foto: G. Näser)

 

In diesem Faltbootzweier gewannen Willi Horn und Erich Hanisch 1936 die olympische Silbermedaille im 10.000-Meter (Foto: G. Näser)

 

Ausstellungsraum des Museums, links ein Rennruder-Prototyp, rechts das blaue Paddelboot „Hein“ aus Flugzeugaluminium (Foto: M. Ertl)

 

Die Entwicklung des Wassersports an praktischen Dingen nachzuvollziehen, war beeindruckend, und auch die Führung von Herrn Philipp, der uns ein Bild der Zeitgeschichte ausbreitete und zu jedem Teil der Ausstellung dessen Geschichte erzählen konnte. Wir nahmen viel Neues mit nach Hause, herzlichen Dank dafür!

 

Text: Gernot Näser, Berlin

 

Weitere Informationen bekommen Sie hier:
www.wassersportmuseum-gruenau.de