Eberle Faltboote aus Benediktbeuern
Es begann… mit einer Süllrandspitze, die in einem Internet Auktionshaus auftauchte.
Darauf geschrieben stand „EBERLE BOOT“. Von dieser Werft hatte noch keiner von uns je etwas gehört. Sogleich wurde die Süllrandspitze erstanden. Sie erinnerte sehr an die Süllrandspitzen der Vorkriegsboote von Pionier, Bad Tölz.
Beim Recherchieren, ob noch etwas zu dieser Werft zu finden sei, wurden wir bald fündig:
Es fand sich der Name Eberle in der Nähe von Bad Tölz, im Ort Benediktbeuern nahe des berühmten gleichnamigen Klosters. Dieser Herr Schorsch Eberle (Junior) war tatsächlich der mittlerweile schon betagte Sohn des Faltbootbauers Georg Eberle (Senior).
Bei einem Termin vor Ort konnte ich Herrn Schorsch Eberle (Junior) und seine Frau besuchen und mehr erfahren:
Der Vater Herr Georg Eberle (Senior) war am 08.02.1898 geboren worden. Er war ein gelernter Wagner. Auf der Walz war er zu Fuß bis Rom gekommen.
Er baute in der Gasse in Benediktbeuern einen Betrieb auf, der Räder, Ski und auch zeitweise Faltboote herstellte, eine für die damalige Zeit nicht unübliche Kombination.
Der Sohn Schorsch, geboren 1932, wuchs in dem Betrieb auf und erlebte noch die Faltbootproduktion.
Faltboote wurden vermutlich vor dem zweiten Weltkrieg bis zum Kriegsbeginn hergestellt. Nach dem Krieg wurde die Produktion nicht mehr aufgenommen. Stückzahlen sind nicht bekannt.
Es wurde ein „Eberle Zweier“ (Modell Z) hergestellt, 5,25 Meter lang, 75cm breit. Und ein Eberle Einer, (Modell E), 4,40 Meter lang, 65cm breit.
Die Boote wurden aus Eschenholz hergestellt, es gab die Boote mit blauem Unterschiff und gelbem Verdeck oder, in modernerer Ausführung, mit Silberhaut und blauem Verdeck.
Alle Holzteile wurden selber hergestellt. Ein Herr Mathäus Butz hat die Häute genäht, ein Herr Hundegger hat als Schreiner an den Gerüsten gearbeitet. Aber auch Bootswagerl, Paddel, Bootssäcke wurden selber gefertigt.
Auf dem Faltbootprospekt war vorne drauf der junge Herr Eberle (Senior) abgebildet:
Ski und Räder wurden in einem Dampfkessel gebogen und anschließend in einer Trockenkammer getrocknet, um die Form zu halten.
Im 2. Weltkrieg musste Georg Eberle nicht an die Front, da sein Betrieb wichtige Gegenstände wie Ski und Räder herstellte.
Familie Eberle hat uns freundlicher Weise einen Faltboot- und einen Skiprospekt überlassen. Weiter konnten wir Bilder und Wimpel aus dem Familienbesitz abfotografieren:
Und dann, dann haben wir durch Zufall einen der ganz wenigen waschechten Eberle Zweier bekommen, den wir euch hier zeigen möchten:
Süllrandspitze aus einer anderen Quelle.
Süllrandspitze
Zu unserem Boot gehörige Süllrandspitze…
Süllrandscharnier
Logo des Händlers Sport Keller (Füssen)
Blick ins Heck
Vor dem Spant: Befestigung für den Mastfuß, dahinter Lochbrett zur verstellbaren Befestigung der Steuerpedale.
siehe oben
Steuer aus Aluminiumblech genietet, auf dem Steuerblatt sieht man Zahlen…
Bugbeschlag, das Stoffdreieck auf dem Oberdeck ist zusätzlich gelb abgesetzt.
Interessante Verriegelung der Bodenleiter.
Verriegelungsmöglichkeit für den Sitz, mit „Durchgriff“.
Hoch eigenwillige Rückenlehnenkonstruktion.
Rückenlehnen von vorne.
Der Unterseite des Sitzes, mit Markierung V und Logo des Herstellers Euterma
…
Eberle Zweier mit Besegelung.
Ralf Petsching, Michael Ertl